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USA Reise 

nach New-York und State College PA

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Ein Urlaub in den USA ist heute für viele nichts besonderes mehr. Die Buchungen von Flug und Hotel sind vom Sofa zu hause zu tätigen und es ist kaum ein Schritt aus dem Hause nötig um die Reise vorzubereiten. Jedoch hat das Internet auch seine Tücken und erfordert besondere Vorsicht. Auch sind mittlerweile sind die US Behörden sehr sensibel geworden und sie wollen genau wissen, wer zu ihnen ins Land will. So ist mindestens 72 Stunden vor der Reise eine ESTA Anmeldung über das Internet notwendig. Jedoch ist eine Reise nach Übersee immer noch in der Summe kein Billigurlaub.

Die Reise von 23. August bis 04. September war ein einmaliger Anlass ehemalige Laupheimer und New-Yorker mit Laupheimer Wurzeln zu treffen. Diese die den Holocaust überlebt haben sind sehr wenige und mittlerweile im hohen Alter. Bedingt dadurch, daß ich seit einigen Jahren den jüdischen Friedhof in Laupheim betreue, haben sich durch Anfragen von Familienangehöriger verstorbener einige Freundschaften ergeben.

 

Besuch bei Margret Lambert

Unser erster Besuch in New-York galt Margret Lambert. Gleich einen Tag nach unserer Ankunft in New-York am 28. August 2012 machten wir den ersten Besuchtermin.  Frau Lambert (98) wohnt im Stadtteil Jamaika unweit von Brooklyn. Von Manhattan sehr gut zu erreichen über die Subway Endstation. Frau Lambert wohnt seit fast sechzig Jahren in dem New-Yorker Vorort der sehr gepflegt und grün ist. 

Frau Lambert lebt mit Ihrem Mann Bruno, der Arzt ist im Haus. Er ist seit einiger Zeit im Bett und kann alleine nicht mehr aufstehen. Erst kürzlich feierte er seinen 100. Geburtstag. Die beiden Söhne von Frau Lambert waren ebenfalls zu Besuch, so konnte sie sich entspannt uns widmen. Als Gastgeschenk erhielt Frau Lambert feine Pralinen vom Cafe-Moosmaier, die CD mit den neu aufgenommenen Synagogengesängen und als besonderes Geschenk der druckfrische Museumsführer in englischer Sprache, der sie sofort beeindruckte. Ich bin mir sicher, daß dieser griffbereit auf ihrem Wohnzimmertisch liegt.

Die Freude über einen Besuch aus Laupheim war bei Frau Lambert sehr groß, sie erzählte von Ihrer alten Heimat und die Entbehrungen und warum sie nicht mehr deutsch reden will.  Zum Schluss unseres Besuches sprach sie dann aber doch mit Julia (7) ein paar Worte in deutsch - eine besondere Ehre für Julia. 

Die Zeit bei Frau Lambert verging wie im Flug und wir sollen viele Grüße nach Laupheim ausrichten, an alle die sie kennt!

Wir bedanken uns sehr bei Frau Lambert für die netten Stunden bei ihr.

 

Besuch bei Familie Rieser in New-Jersey

Am Sonntag, den 29. August 2012 hatten wir bereits den zweiten Besuchstermin vereinbart. Die Familie Rieser hatte uns nach New-Jersy eingeladen. Die Anfahrt hier war nicht so einfach. Das gigantische Busterminal an der 8.th Ave. forderte uns heraus. Ein Parkhaus für Omnibusse über drei Etagen! Dort gibt es über 60 Gats, also Abfahrtstellen. Auf dem Ticket mit der Buslinie 169 war nichts von einem Gate vermerkt, nur durch Hilfe von Passagieren konnten wir dann das passende Gate finden und fuhren dann im unterkühlten Bus nach New-Jersy.

An der Bushaltestelle wurden wir von Ari Rieser und seinem Schwager abgeholt. Ein Familienfest zu unseren Ehren erwatete uns. Alle drei Generationen der Familie gaben uns die Ehre. Für die Kinder hatten wir Spielzeug und für die Eltern und Großeltern Süßes mitgebracht. Auch hier war der Museumsführer in englisch das Highlight und die CD mit den Synagogengesängen kam bei der sehr religiösen Familie an. Die Kinder verstanden sich auf anhieb, obwohl Julia weder englisch noch hebräisch kann und deren Kinder nicht deutsch. 

Große Überraschung war, daß uns Aris Mutter bzw. Henrys Frau sofort deutsch begrüßte. Sie spricht Jiddisch und mit ihr können wir ruhig deutsch sprechen, sie verstehe uns gut. So hatte wenigstens meine Frau einen Gesprächspartner.

Die Familie Rieser lernte ich vor zwei Jahren auf dem Friedhof kennen. Henry Rieser und sein Sohn Ari machten sich in Laupheim auf die Suche nach den Wurzeln der Familie. Seither besteht eine Freundschaft zwischen uns. Eine große Überraschung hatte Aris Frau Shuli für Julia. Julia durfte sich am Tag darauf in New-York bei American-Girl eine Puppe raussuchen und anziehen. Der Laden ist das Mega-Highlight für Mädels - herzlichen Dank.

Bei koscherem leckeren Essen verging auch hier die Zeit wie im Fluge und zuletzt hatten wir dann Eile um den Bus zu erreichen. 

 

Besuch bei James B. Henley und seiner Familie

Gleich zwei Tage später am 28. August 2012 trafen wir James B. Henley mit seiner Frau und seinem Sohn. Wir verabredeten uns in einem italienischen Restaurant in der Nähe unseres Hotels. Später kam dann noch seine Schwester hinzu, welche uns auch kennen lernen wollte.

James Henley und seine Frau traf ich zufällig letztes Jahr im Friedhof. Auch sie suchten Gräber der Familie, die ihre Wurzeln in Laupheim hatten. Henley, zu deutsch Henle, also Verwandte des Komponisten Moritz Henle.

Hier war natürlich die Moritz Henle CD das passende Gastgeschenk und auch die Henle-Pralinen vom Cafe-Moosmaier, die besonders gut ankamen. Auch hier war der Museumsführer gleich von besonderen Interesse. James Henley ist in New-York ein führender Manager im Nahverkehr, der New-Yorker Subway. So bekam Julia ein besonderes T-Shirt mit dem Subway-Plan drauf, mindestens 5 Leute auf der Straße hatten und darauf hin angesprochen. Die Vorfahren von James B. Henley wanderten bereits Ende des 19. Jahrhundersts nach USA aus. 

Da keiner der Familie Henley deutsch spricht, forderte dieser Abend meine englisch Kenntnisse besonders, da ich auch immer wieder meiner Frau und Julia übersetzten musste. Wir bedanken uns bei der Familie Henley sehr für die Einladung und die Gastfreundschaft!

 

 

Besuch bei Professor Dr. Ernest Bergmann in State College / Pennsylvania

Der sicher längste und auch eindrucksvollste Besuch war bei Professor Dr. Ernest Bergmann (90) in State College. Hierzu mieteten wir am Freitag den 31. August in New-York einen Mietwagen für zwei Tage und machten uns auf den Weg Richtung Westen. Das Navi-Gerät führte uns durch den New-Yorker Stadtverkehr und dann vier Stunden über die amerikanischen Autobahnen in die Stadt State College im Bundesstaat Pennsylvania. 

State College ist eine bekannte Universitätsstadt in den USA und beherbergt die Pennsylvania State Universität mit gesamt 80.000 Studenten. In Stadt College am Hauptsitz sind hiervon 41.000 Studenten. Hier wohnt Professor Bergmann bereits 54 Jahre, er war Dozent an der Universität. Aber auch in der Kommunalpolitik war er sehr aktiv und mehrere Jahre Bürgermeister seines Town. Er hat viel getan für State College, dafür wurde sogar eine Straße nach Ihm benannt, siehe Foto! Auch viele Auszeichnungen und Ehrungen von der Universität, Vereinen und der Stadt State College schmücken sein Appartment.

Herr Bergmann erwartete uns mit großer Freude, denn in den 54 Jahren hatte er nur einmal Besuch aus Übersee. So war es für uns ebenfalls etwas sehr Besonderes ihn besuchen zu dürfen. Wir hatten allerdings das schlechteste Wochenende im Jahr herausgesucht. Denn an die Universitätsmannschaft im Football, bei uns eher als Rugby bekannt, hatte ein großes Spiel gegen Ohio, das sie leider verloren. Das universitätseigene Stadion fast 108.000 Zuschauer und es war ausverkauft! 

Die Zeit während des Spieles nutze Herr Bergmann mit uns um die Stadt zu besichtigen. Die Stadt war fast menschenleer und so zeigte uns Herr Bergmann seine Wahlheimat. Seit ein paar Jahren, nach dem Tode seiner Frau lebt er in einem Seniorenheim. Solch ein Seniorenheim wird man hier in Deutschland nicht finden. Das Heim ist geprägt durch Gemütlichkeit und Wärme. Eine Krankenhausatmosphäre wie in unseren Heimen findet man hier nicht. Viele Bilder, dicke Teppiche, geschmackvolle Tapeten und eine Einrichtung im alten englischen Stil  erwartet den Besucher. Mehrere Hundert Bewohner hat die Anlage, verteilt auf zwei Stockwerke und mehrere mit einander verbundene Häuser. Die Außenanlagen sind sehr gepflegt und es blüht an allen Ecken.

Herr Bergmann bewohnt ein Appartement, welches mit Erinnerungen an die alte Heimat und durch Auszeichnungen seines Schaffens geprägt sind.

Die Gespräche und Erzählungen aus der alten Zeit waren sehr eindrucksvoll und wir genossen die Zeit mit Ihm sehr. Der Museumsführer und auch die Pralinen aus Laupheim kamen bei Ihm sehr gut an. Es lies an alle herzliche Grüße ausrichten, die ihn kennen! 

Am Sonntag mussten wir dann sehr früh morgens aufbrechen, den bis 10 Uhr musste der Mietwagen in New-York zurückgeben werden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herrn Bergmann für seine Gastfreundschaft!

 

Besuch bei Gertrude Landau in New-Rochelle

Am Montag, den 03. September hatten wir unseren letzten Besuchstermin. Wir waren bei Gertude Landau und ihrer Familie in New-Rochelle nördlich von New-York eingeladen.

Erst vorletztes Jahr erfuhr Frau Landau, daß ihr in Vater, welcher mit der Familie im KZ Bergen-Belsen war und nachdem sie freigekauft wurde und in Biberach verstarb in Laupheim beerdigt ist. Nach 64 Jahren hatte Ihr Enkel Ben das Grab des Urgroßvaters gefunden. Kurz darauf hin besuchte die Tochter Joanne mit ihrem Sohn Ben den Friedhof in Laupheim. Seither sind wir in Verbindung und der Aufenthalt in New-York machte es möglich die Familie Landau zu treffen.

Wir fuhren mit dem Zug von der Grand-Central-Station in mitten von New-York nach New-Rochelle. Es waren beide Töchter von Frau Landau, Lorraine und Joanne gekommen um uns zu treffen. Frau Landau spricht heute noch sehr gutes und akzentfreies deutsch. So erzählte sie viel von ihrer Familie und dem erlebten. Zu den üblichen Gastgeschenken bekam Frau Landau noch eine DVD mit einem SWR-Film über Laupheim. 

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